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Von lat. quies , ›die Ruhe‹: Ausdruck, mit dem man heute im Allgemeinen eine Lebens- und Denkweise abwertend kennzeichnet, in der man den praktischen Herausforderungen der Lebenswelt gleichgültig, passiv oder gar resignativ gegenübersteht. Er wurde in polemischer Absicht wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. in Italien im Rahmen eines theologischen Streits geprägt, der sich um eine neue Auffassung von mystischer Kontemplation im Gebet – um die von M. de Molinos lancierte orazione di quiete – drehte. Die Vertreter der traditionellen Spiritualität etikettierten diese Gebetsauffassung aus zwei Gründen polemisch-kritisch als Quietismus: Kritisiert wurde erstens, dass nach Molinos die höchste Stufe mystischer Kontemplation und Gottnähe nun für jedermann nach Anleitung schnell und leicht erreichbar sein sollte, und zweitens, dass dazu die Auslöschung eigenen Wollens (zugunsten göttlichen Wirkens allein) gefordert war. Vor allem die verlangte Willenlosigkeit setzte die Verfechter der orazione di quiete dem Verdacht aus, dass die Hingabe an Gott nur ein Vorwand sei, um sexuellen Exzessen zu frönen. – Die Vorstellung, die Hinwendung zu Gott müsse untrennbar mit der Preisgabe des eigenen Willens bzw. der ichbezogenen Reflexion verbunden sein, steht auch im Mittelpunkt einer philosophisch bedeutsamen Debatte, die gegen Ende des 17. Jhs. in Frankreich zwischen Bossuet und Fénelon geführt worden ist: Der Auffassung Bossuets, die Liebe zu Gott könne von der Hoffnung auf ewige Seligkeit nicht abgelöst werden, setzte Fénelon seine (später von Innozenz XII. verurteilte) Lehre von einer reinen Gottesliebe entgegen, derzufolge gerade nur diejenigen Seligkeit erlangen, die bereit sind, um Gottes willen auf sie noch zu verzichten.
Trotz der Einflüsse, die der Quietismus auf Pädagogik (Rousseau, Pestalozzi), Dichtung (Novalis) und Philosophie (Hegel) ausübte, und trotz des Versuchs von Schopenhauer, den Quietismus zu rehabilitieren und mit dem Ideal des Asketen zu verbinden, hat der Ausdruck den Charakter eines polemisch-kritischen Begriffs zur Kennzeichnung einer inakzeptablen Weltfluchthaltung bis heute nicht verloren.
Handwörterbuch Philosophie
hg. v. Wulff D. Rehfus
Mit Beiträgen von 54 Autoren
1. Aufl. 2003, 736 S., vergriffen
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Quelle: Online-Wörterbuch Erwachsenenbildung. Basierend auf: Wörterbuch Erwachsenenbildung. Hg. v. Rolf Arnold, Sigrid Nolda, Ekkehard Nuissl. 2., überarb. Aufl., Verlag Julius Klinkhardt / UTB. ISBN 978-3-8252-8425-1. © 2010 Julius Klinkhardt